Vorüberlegung: Woher kamen die Weisen / Könige? Im neuen
Testament ist der Bericht nur bei Matthäus im 2. Kapitel berichtet. „Es kamen
Weise aus dem Morgenland.“ Morgenland ist von Jerusalem aus gesehen östlich,
also wohl aus dem heutigen Iran. Die Stellen des Alten Testaments, die sich auf
dieses Geschehen beziehen, sind einerseits Jesaja im 60. Kapitel und der Psalm
71. In beiden Stellen wird auch von Saba als ein Ausgangspunkt gesprochen.
Saba, das wäre das heutige Äthiopien. Und so stellt die Überlieferung diese als
zwei Weise und einen Farbigen dar. Im Alten Testament wird von Königen
gesprochen, daher kam der Name. Ebenso, dass es Heiden seien. Für das AT waren
alle Nichtjuden Heiden. Wir bezeichnen mit Heiden Ungläubige. Doch Glauben
hatten sie, sonst wären sie ja nicht aufgebrochen.
Von den zwei Ausgangspunkten ausgehend stellt sich die Frage, wieso sie den
neugeborenen König der Juden als Gott anerkannten? „Sie beteten ihn an.“ Das
ist eindeutig und doch nicht selbstverständlich. Die Antwort kann nur darin
liegen, dass sie die jüdische Tradition kannten, obwohl sie keine Juden waren,
dass der Messias, der Sohn Gottes auf diese Welt kommen soll. Die Juden waren
70 Jahre in der babylonischen Gefangenschaft. Damit ist klar wie die
Überlieferung in das Gebiet des heutigen Iran kam. Für Äthiopien muss man
zeitlich weiter zurück gehen. Die Königin von Saba besuchte Salomon, da sie von
seiner Weisheit gehört hatte. Ihr Sohn Menelik gilt nach äthiopischer Tradition
sowohl als Stammvater aller äthiopischen Könige wie auch selbst als Sohn von
Salomon. Auf jeden Fall berichtet uns die Apostelgeschichte von einem
Äthiopier, einem Würdenträger (im deutschen steht meistens „Kämmerer“ im
lateinischen steht: „eunuchus“) der Königin Kandake (Apg 8, 26-40), der nach
Jerusalem gekommen war um Gott anzubeten. Also gab es den Glauben an den
Messias auch in diesem Teil Afrikas. Nur das kann das Wissen um den Messias
erklären und aus dem Wissen über die Bedeutung dieses Kindes, auch die Folgerung,
diesem Kind einen Besuch abzustatten. Es waren gläubige Menschen, auch wenn sie
von den Juden als Heiden betrachtet wurden.
Kommen wir zur eigentlichen Geschichte. Es war eine lange
und beschwerliche Reise. Die Reisedauer ist uns übermittelt. „Herodes …
erkundigte sich bei ihnen genau nach der Zeit da der Stern erschienen war.“
(Vers 7), danach „ließ er in Bethlehem und in dessen ganzem Gebiet alle Knaben
von zwei Jahren und darunter umbringen, entsprechend der Zeit, die er von den
Weisen erforscht hatte.“ (Vers 17). Da der Stern das Zeichen für die Geburt des
neugeborenen Königs war, war also der Herr zu diesem Zeitpunkt zwei Jahre alt.
Die heilige Familie lebte auch nicht mehr in einem Stall, sondern die Weisen
„traten in das Haus“ (Vers 11).
Doch, was besagt dieses Ereignis für uns selbst. Einfach nur
eine fromme Geschichte, ohne konkreten Bezug zu unserem Leben? Darum möchte ich
meine Gedanken dazu darlegen. Für mich
sind die drei Weisen ein Symbol für unsere Pilgerschaft zu Gott hin. Die
Dreizahl beziehe ich in diesem Fall auf die drei göttlichen Tugenden, durch die
wir zu Gott gelangen können. Da diese Tugenden unser Leben eigentlich beherrschen
sollen, so gefällt mir der Name Könige. Wir pilgern also auf Gott hin. Wir
sehen ihn noch nicht, das geschieht erst in der Ewigkeit. Aber wir haben unsere
Hinweise und denen folgen wir. Dabei müssen wir unser Kreuz tragen, wie der
Herr uns sagt. Für die drei Pilger waren dies die Hitze des Tages und die Kälte
der Nacht. Sie mussten durch Wüsten und fruchtbares Gebiet reisen. Für uns
bedeutet das, manchmal steht uns alles zur Verfügung, manchmal eben nicht, man
fühlt sich einsam und verlassen. Die Nächte in der Wüste sollen kalt sein. Doch
das war die Hauptreisezeit. Denn Sterne sieht man am besten in der Nacht auch
noch bei Morgengrauen, aber nicht bei vollem Tageslicht. Eine beschwerliche
Reise, unser Weg zu Gott. So hat es uns der Herr auch angekündigt. Wenn wir auf
unserem Weg zu ihm Fortschritte machen, ihm näherkommen, dann kommt die
Reinigung, so sagen uns die Mystiker. Sie sprechen von der dunklen Nacht. Wer
nicht zum Herrn geht, kommt auch nicht in seine Nähe. Das was bisher ihre
Leuchte im Leben war, ist nicht mehr vorhanden, oder besser, sie sehen es nicht
mehr, einfach nur noch tiefe Nacht. Wohin soll unser Weg gehen? Einfach
weitergehen? Den Nächstbesten fragen? Wir brauchen Hilfe, allein finden wir nicht den Weg. Hilfe gibt
es nur von der zuständigen Autorität. Gott benutz die Autorität, so wie er es
uns von Kaiphas berichtet: „Das sagte er aber nicht aus sich selbst. Vielmehr
weissagte er als Hoherpriester jenes Jahres, dass Jesus für das Volk sterben
werde.“ (Joh. 11,50) So auch in diesem Fall. Kaiphas war nach Aussage der Heiligen
Schrift kein vorbildlicher Mann, Herodes noch viel weniger. Herodes berief sich
auf die Heilige Schrift, seine Weisung war schriftgemäß. So sehen wir, dass Gott
selbst schlechte Menschen benutzt, um uns den rechten Weg zu weisen, wenn wir
diesen Weg nicht mehr selbst sehen können. Wir folgen also im Gehorsam diesem
Weg und plötzlich erscheint wieder der Stern. Dies beschreiben auch die
Mystiker, sie sind kurz vor dem Ziel. Ja, wenn man deren Schriften liest, so
sind sie von einem solchen Glück erfüllt, dass sie dies nicht mehr in
menschliche Worte fassen können. Was sagt uns die Heilige Schrift in diesem
Zusammenhang? „Als sie den Stern sahen, hatten sie eine überaus große Freude.“
(Vers 10) Genau diese Stelle mit der übergroßen Freude (wo wird sonst davon
gesprochen?) und den Erlebnissen der Mystiker, hat mir die Augen für diese
Deutung geöffnet.
Kommen wir also zum Ziel unserer Pilgerschaft, was finden wir? Wir finden „das
Kind mit Maria, seiner Mutter“ (Vers 11). Wahre Christusnachfolge führt auch
immer zu Maria. Deshalb ist in der Regel in jeder Kirche auch eine
Marienkapelle oder mindestens eine Marienstatue. Das gehört dazu. Mir fällt im
Augenblick nur die Anbetungskapelle in Wigratzbad ein, wo eine Marienstatue
fehlt. Wenn wir den Herrn finden, werden wir ihn anbeten. „Sie fielen nieder
und huldigten ihm.“ (Vers 11) oder deutlicher in der lateinischen Ausgabe:
„adoraverunt eum“ = sie beten ihn an. Wenn wir am Ziel angelangt sind, bringen
wir ihm unsere Schätze dar. Gold, der Lohn für die Arbeit, oder das Mittel um
Arbeit zu kaufen. Jedenfalls stellt dies unsere Arbeit für ihn das. Weihrauch.
Dieser symbolisiert nach Offb. 8,3 die
Gebete. Also unsere zweite Gabe sind unsere Gebete. Und Myrrhe? Diese begegnet
uns beim Begräbnis Christi, sie ist mit seinem Leiden verbunden. Das wären also
unsere Leiden, die wir in Vereinigung mit den Leiden Jesu getragen haben. Die
Gaben sind eine Steigerung: arbeiten, beten, leiden.
Die Geschichte ist natürlich ein historisches Ereignis. Aber
aus meiner Sicht sagt es mehr, als nur das, was vor etwa 2000 Jahren geschah.
Es ist für uns ein spiritueller Impuls und Hinweis für unseren Pilgerweg. Das
Ziel unseres Lebens ist Gott, oder sollte es zumindest sein. Ein langer,
steiniger Weg. Das Kreuz ist uns für diese Zeit vorhergesagt. Doch am Ende die
übergroße Freude und das für alle Ewigkeit.