Gedanken zum Vater Unser - Wigratzbad

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Gedanken zum Vater Unser

Das Vater Unser ist das Gebet überhaupt. Als der Herr dieses Gebet lehrte, sagte er dazu: „So sollt ihr nun beten“. Also ist dieses Gebet nicht nur ein vollkommenes Gebet in sich, sondern in seiner Struktur eine Vorlage für alle guten Gebete. Über den Inhalt gibt es schon viele und auch sehr schöne Erklärungen und Betrachtungen. Daran möchte ich mich nicht anschließen.
 
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name,
Dein Reich komme,
Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern,
und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
 
Dies ist die heute übliche Form des Gebetes. Der erste und auch wichtigste Schritt beim Gebet ist die Erhebung der Seele zu Gott. Bei Ihm sollen wir sein. Das finden wir auch bei anderen Gebeten des neuen Testamentes. „Hoch preiset meine Seele den Herrn...“, „Gepriesen sei der Herr, Israels Gott“ oder „Ehre sei Gott in der Höhe…“. Zuerst erheben wir uns zu Gott. Das „Erhebet die Herzen“ in der Liturgie findet seine Entsprechung beim hl. Paulus. Dem Erhebet die Herzen = Sursum Corda entspricht das Sursum sunt sapite = was droben ist habt im Sinn.
 
Von Gott ausgehend, von dem was er will, ergibt sich die erste Bitte: Geheiligt werde Dein Name. Wie wird der Name Gottes geheiligt? Indem sich sein Reich ausbreitet. Je mehr es sich ausbreitet umso mehr wird sein Name geheiligt. Wie breitet sich Sein Reich aus? Es breitet sich dadurch aus, dass Sein Wille geschieht. Vollkommen geschieht dies bereits im Himmel und so sollte es auch auf der Erde sein. Damit wir schwache Menschen nun die Kraft haben, seinen Willen zu erfüllen, benötigen wir eine besondere Stärkung, Ihn selbst. In der Hl. Kommunion kommt er selbst zu uns. Er ist das wahre Brot, das vom Himmel gekommen ist. In der Vulgata steht an dieser Stelle: panem nostrum supersubstantialem da nobis hodie. Also um das überwesentliche Brot. Damit wir aber Ihn selbst empfangen können, muss unser Herz gereinigt werden, gemäß den Worten des hl. Apostel Paulus: „Wer unwürdig dieses Brot isst, oder den Kelch trinkt, der isst und trinkt sich das Gericht.“ (1.Kor. 11,26) Somit ist die nächste Bitte, dass wir von den Sünden gereinigt werden. Diese Bitte ist mit einem Zusatz, der eigentlich lautet: wie auch wir vergeben haben. Um die Sündenvergebung zu erlangen ist es notwendig, dass wir bereits allen verziehen haben! Noch besser, wir geraten nicht in die Versuchung sondern sind von allem Übel und Bösen befreit.
 
Die Struktur dieses Gebetes ist ein Aufstieg zu Gott um dann alles aus der Sicht Gottes zu betrachten. Wenn wir es aus unserer Sicht beten würden, dann würden wir wohl sagen, bewahre mich vor dem Bösen und wenn ich gesündigt habe, dann vergib mir, damit ich Dich dann empfangen kann uns so mit Deiner Hilfe Deinen Willen erfülle…
 
Nicht von uns aus die Dinge betrachten, sondern aus der Sicht Gottes. Was will Gott? Gott ist die Güte selbst. Also alles, was er will, ist gut. Das Gebet soll uns helfen, auf Seinen Willen zu schauen und nicht auf den Eigenen. Und so soll jedes Gebet von Gott ausgehen. Wie das kurze Gebet des Engels an die Hirten: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seiner Gnade.

Klaus Peter Kuhn
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