Mietlinge - Wigratzbad

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Mietlinge
 
 
„Der Mietling, der nicht Hirt ist, dem die Schafe nicht gehören, lässt die Schafe im Stich und flieht, wenn er den Wolf (oder das Virus) kommen sieht. Der Wolf (oder das Virus) fällt die Schafe an und zerstreut sie. Der Mietling flieht, weil er eben ein Mietling ist und ihm an den Schafen nichts liegt.“ (Joh. 10,12f)
 
Aufgabe des Hirten ist es, sich um die Herde zu kümmern. „Der Herr ist mein Hirt, mir wird nichts mangeln. Auf grünen Auen lässt er mich lagern.“ (Ps. 23,1f). Der Mietling führt die Herde nicht auf die grünen Auen, dass sie Nahrung erhalten, sondern in die Wüste, damit sie ohne Nahrung sind. Dass die Herde keine Nahrung erhält, kümmert ihn nicht, Hauptsache, er selbst hat Nahrung und kann sich sehr gut von der Herde ernähren. Die Kirchensteuern fließen reichlich weiter, da braucht man nichts zu tun, man ist gut versorgt. Evtl. kauft man sich noch einen Schaukelstuhl, man hat ja jetzt genügend Zeit für sich selbst. Keine hl. Messen, keine Beichten, keine Krankenkommunion. Die primäre Aufgabe der Kirche ist die Spendung der Sakramente. Dies geschieht nicht mehr! Man fragt sich, warum soll man dann Kirchensteuer zahlen? Dieses Verhalten sollte auch dazu führen, dass man die Kirchensteuer zur Disposition zu stellt. "Weidet die Herde Gottes, die euch unterstelltist, nicht aus Gewinnsucht, sondern mit Hingabe."(1. Petr. 5,2)
 
Entweder ist man Hirte oder Mietling. Es gibt noch ein zweites Vergleichspaar, das hier passt: „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“ (Mt. 6,24) Wenn man dem Klerus den Mammon vorenthält, dann wird man exkommuniziert, erbarmungslos. Wenn einer Irrlehren verbreitet, dann geht man gnädig damit um. Hier zeigt sich, was diesen Mietlingen wichtig ist: das Geld. Solange dies eingeht, gibt es keine Probleme. Ich stelle mir vor, was für einen Aufschrei es geben würde, wenn der Staat die Kirchensteuer abschaffen wollte. Dieser Aufschrei hat aber gefehlt bei der Verhinderung der Spendung der Sakramente. Da kam nichts – absolute Stille.
 
Was ist die Furcht der Mietlinge? „Alsdann kommen die Römer und nehmen uns Land und Leute.“ (Joh. 11,48) Bei der Verurteilung des Herrn ging es der Priesterschaft um den weltlichen Einfluss. Sie hatten Angst, ihren Einfluss zu verlieren. Welche Parallelen zur heutigen Zeit. Bevor noch der Staat Zwangsmaßnahmen angeordnet hatte, hat man sich bereits selbst kastriert. Sakramentenspendung verboten, es geht nur um die weltliche Gesundheit. Widerstand gegen den Staat und um die Rechte der Religion zu kämpfen? Auf keinen Fall, da könnte man ja die so liebgewonnene Kirchensteuer verlieren. Die Feigheit führt das Kommando.  Die Strategie ist die Hasenfußtaktik: wer am schnellsten weg ist, der wird auch nicht erwischt. Man geht viel weiter, als es nach den staatlichen Vorgaben gefordert wäre. Lieber strenger sein als der Staat, da kann uns weltlich gesehen, keiner einen Vorwurf machen. Das Salz ist schal geworden.  
 
„Nicht vom Brot allein lebt der Mensch, sondern von jedem Wort, das aus dem Mund Gottes kommt.“ (Mt. 4,4) Das Wort Gottes ist der Sohn Gottes, der für uns Fleisch geworden ist. „Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esset und sein Blut nicht trinken werdet, habt ihr kein Leben in euch.“ (Joh. 6,53) Der Mietling kann sich davon nähren, den Schafen verweigert er es. Die Supermärkte haben auf, damit man das natürliche Brot kaufen kann, doch davon allein lebt man nicht. Das übernatürliche Brot wird verweigert.
 
Im „Vater Unser“ nach der Vulgata, also die lateinische Form, die uns der hl. Hieronymus gegeben hat, steht: „Panem nostrum supersubstantialem da nobis hodie,“ (Mt. 6,9-13). Im originalen Gebet sollen wir also um das „panem supersubstantialem“, frei übersetzt, um das überwesentliche Brot bitten! Dafür sollten wir täglich bitten“. Dem Mietling kann dies gleichgültig sein, denn er hat dies ja, er leidet keinen Mangel. Der Mietling antwortet dem Suchenden: „Was geht das uns an? Sieh du selber zu.“
 
Während den ersten Jahrhunderten nach Christi Tod wurden die Christen häufig verfolgt. Auch wurden ihren die Versammlungen am Sonntag verboten. So ein Beispiel aus Nordafrika. Als eine Gemeinde von Christen aufgefallen war, weil sie sich doch am Sonntag versammelt hatten, wurde sie von dem Richter gefragt, warum sie sich nicht an das Gesetz gehalten hatte? Die Antwort war sehr einfach: „Wir können nicht sein ohne den Tag des Herrn.“ Auch damals bestand Gefahr für das Leben. Die Gefahr war viel realer und vollständiger als sie das Virus darstellt. Beim Virus sterben vielleicht einige, bei der Verfolgung die ganze Gemeinde, totsicher. Dennoch versammelte sich die Gemeinde.
 
Feigheit ist vielleicht weltliche Klugheit. Aber keine christliche. Wenn die „Hirten“ so verweltlicht sind, dass sie die übernatürliche Sicht über Bord werfen, dann sind dies keine Hirten, sondern Mietlinge.
 
Weihbischof Athanasius Schneider vertritt: "Wenn einem Priester von einer kirchlichen Obrigkeit verboten wird, die Kranken und Sterbenden zu besuchen, dann darf er nicht gehorchen. Ein solches Verbot ist Machtmissbrauch." http://www.kath.net/news/71182
 
Heilig wird man nicht als Feigling, sondern als Märtyrer oder Bekenner.

„Die Schläfrigkeit der Jünger bleibt die Jahrhunderte hindurch die Chance für die Macht des Bösen. Diese Schläfrigkeit ist eine Abstumpfung der Seele, die sich nicht aufregen lässt durch die Macht des Bösen in der Welt, durch all das Unrecht und all das Leid, das die Erde verwüstet. Sie ist eine Stumpfheit, die all dies lieber nicht wahrnehmen möchte; die sich beruhigt, dass alles schon nicht so schlimm sei, um in der Selbstzufriedenheit des eigenen gesättigten Daseins fortfahren zu können. Aber diese Stumpfheit der Seelen, dieser Mangel an Wachsamkeit sowohl für die Nähe Gottes wie für die drohende Gewalt des Übels, gibt dem Bösen Macht in der Welt.“ (Josef Ratzinger Benedikt XVI., Jesus von Nazareth Band II, Seite 173f.)

Klaus Peter Kuhn
Veröffentlich am 4.4.2020


Ergänzung aus einem Beitrag von Kath-Net vom 16.4.2020:
Schwere Kritik übt Agamben auch an der katholische Kirche. Diese habe in  der Coronakrise „ihre wesentlichen Prinzipien" radikal verleugnet und  sich „zur Magd der Wissenschaft gemacht”, die ihrerseits „zur neuen  Religion unserer Zeit geworden” sei. "Die Kirche unter einem Papst, der  sich Franziskus nennt, hat vergessen, dass Franziskus die Leprakranken  umarmte. Sie hat vergessen, dass eines der Werke der Barmherzigkeit  darin besteht, die Kranken zu besuchen. Sie hat vergessen, dass die  Martyrien die Bereitschaft lehren, eher das Leben als den Glauben zu  opfern, und dass auf den eigenen Nächsten zu verzichten bedeutet, auf  den Glauben zu verzichten."

Dem Einwand, dass die schweren Opfer „im Namen moralischer Prinzipien  dargebracht worden" seien, hielt Agamben entgegen, dass auch Adolf  Eichmann sich stets auf sein Gewissen und die Gebote der kantischen  Moral berufen habe. „Eine Norm, die besagt, dass man auf das Gute  verzichten müsse, um das Gute zu retten, ist ebenso falsch wie die,  welche verlangt, dass man auf die Freiheit verzichten müsse, um die  Freiheit zu retten”, betonte der 78-jährige Philosoph.


Ergänzt am 10. Mai 2020
Mittlerweile zeigt sich, wie vorauseilend der "Gehorsam" der Bischöfe gegen den Staat war. Sie hatten vorab keine Einwände gegen die öffentlichen Gottesdienstverbote. Ja, in Nordrhein-Westfahlen waren die öffentlichen Gottesdienste nie verboten, es gab nur ein Verbot der Bischöfe. Und auch bei den Einschränkungen geht man weiter als der Staat. Doch auch viele Priester sind erfinderisch, diese Einschränkungen noch zu erhöhen. Wo wurden z.B. berührungslose Desinfektionsspender gefordert? Oder, dass alle Gläubigen die noch kommen dürfen, auch Handschuhe tragen müssen? Warum muss nach jedem Gottesdienst die Kirche gereinigt und desinfiziert werden, der Supermarkt nur einmal am Tag?
Soviel Feigheit, wär hätte ein solches Total-Versagen der Kirche für möglich gehalten?
"Die Feigen aber, die Ungläubigen ... sollen im brennenden Feuer- und Schwefelpfhul ihren Anteil erhalten." ( Offb. 21,8)

Ergänzt am 6.6.2020
Der Arzt ist für den Leib da, der Priester für die Seele. Wenn nun der Priester seine Tätigkeit für die Seele einstellt um für den Leib zu sorgen, so ist dies keine Nächstenliebe, sondern ein seelsorglicher Totalausfall. Die Priester müssen über die Seelen ihrer Gläubigen Rechenschaft ablegen, nicht über deren Gesundheit. Selbst zu Pestzeiten, die wesentlich schlimmer waren, hat man sich um die Kranken und Sterbenden gekümmert. Wie will der Mietling da Rechenschaft ablegen, da er versucht hat, sein Leben zu retten. "Wer sein Leben retten will, wird es verlieren."
 
Klaus Peter Kuhn

Ergänzung am 11.6.2020
Der heilige Karl Borromäus im Kampf gegen die Pest
Beitrag aus kath.net vom 11.6.2020, der darlegt, wie Hirten handeln sollten. Der Vergleich zu den Mietlingen ist groß: http://www.kath.net/news/71908
Rom (kath.net/http://vision2000.at)
 
Als 1576 die Pestepidemie in der Stadt des heiligen Ambrosius  (Mailand) ausbrach, war Karl Borromäus seit 13 Jahren deren Bischof. Mit  Leib und Seele im Dienst seines Volkes wird er alles unternehmen, um  das zu bändigen, was die Nachwelt als „Pest des heiligen Karl“ nennen  wird. Zunächst durch übernatürliche Mittel: Er veranstaltet öffentliche  Gebete – darunter eine Prozession an deren Spitze er barfuß ging mit den  Reliquien der heiligen Nägel –, spendete die Kommunion und den Kranken  persönlich die Firmung. Er organisierte Beichten und feierliche  Begräbnisse.
Weiters erließ er Vorschriften bezüglich der Aufgaben des Klerus – in zweifacher Hinsicht.
 

Zunächst sollten die Pfarrer vor Ort bleiben und nicht vor der Gefahr  flüchten. (…) Weiters müss­ten die Priester die notwendigen Sakramente  spenden: die Taufe und die Sündenvergebung in dieser Pestzeit, selbst  wenn dadurch ihr Leben bedroht sei. Darüber informiert Karl Borromäus  den Papst, der daraufhin am 10. September 1576 ein Konsistorium  einberuft. In seiner Antwort lobt er den Erzbischof dafür, dass er das  Thema an die Kongregation herangetragen habe und er verfügt, dass die  Pfarrer die Sakramente zu spenden haben. (…)

 

Außerdem verfügt Karl einige Veränderungen, sprich Vorsichtsmaßnahmen,  bei einigen liturgischen Handlungen. Was die Taufe betrifft, sei sie bei  Neugeborenen durch Übergießung und nicht durch Eintauchen sofort –  unter Vernachlässigung der anderen Riten – zu spenden, vor allem wenn  die Mutter erkrankt ist oder dieser Verdacht besteht. Sobald dieser  nicht mehr besteht, solle in der Kirche der restliche Ritus nachgeholt  werden. Was die Beichte betrifft, sei sie so abzuhalten, dass ein  ausreichender Abstand zwischen Beichtkind und Priester eingehalten wird.  Sie könne an unüblichen Orten, an Toren, an Fens­tern stattfinden,  jedoch nicht im Schlafzimmer eines Erkrankten. (…)
 
Was Messfeiern anbelangt, so ermutigt er sie abzuhalten, verlangt  aber von seinem Klerus, nicht zur selben Stunde und nicht in den selben  Kirchen (vor allem wenn sie eng sind) zu feiern, um Ansammlungen zu  vermeiden. Glaubensunterweisungen seien weiterhin abzuhalten, aber an  luftigen und offenen Orten, wie etwa Friedhöfen, öffentlichen Plätzen  oder Wegkreuzungen.
 

Die Zivilbehörden forderte er auf, angemessene Maßnahmen zu ergreifen,  aber nicht auf Kos­ten der Freiheiten der Kirche und der Rechte der  Bischöfe, „die nicht weniger beauftragt sind, für die Gesundheit und das  Heil des Volkes zu wirken.“ So könnten sie Ausgangsbeschränkungen  verfügen, aber nur für eine bestimmte Zeit und, wenn möglich, beschränkt  auf Frauen mit Kindern bzw. auf einen bestimmten Bezirk. Nicht  betroffen sein dürften Feiern im Advent, in der Fastenzeit, die Oster-  und anderen Herrenfeste, denn man dürfe die „ Pestansteckung der Seelen“  nicht weniger fürchten als „die der Pest des Leibes“.
 

Auszug aus L’Homme Nouveau v. 25.4.20
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